„Die Jugend von heute ist aber faul, will nur die Kirsche auf der Sahnehaube und weiß vieles gar nicht mehr zu schätzen…“ – Solche Vorurteile kennen wir alle. Doch lassen sich die Generationen nie über einen Kamm scheren. Jede Generation ist von unterschiedlichen Ereignissen geprägt, wie zum Beispiel von Krisen oder Kriegen. Die jeweiligen Umstände beeinflussen unsere Wertvorstellungen, unser Verhalten, unser Zusammenleben in der Gesellschaft.
Zum jetzigen Zeitpunkt steht eine neue Generation in den Startlöchern für das Berufsleben und wird die Arbeitswelt aufrütteln, verändern und neue Wertemuster mitbringen. Zeit, die Generation Z etwas genauer kennenzulernen und mit Vorurteilen aufzuräumen. Wir wollen herausfinden, was die neue Generation von der Arbeitswelt erwartet. Was können Arbeitgeber tun, um auch für die neuen Arbeitnehmer attraktiv zu bleiben? Und wie kann man Gen Z eigentlich am besten erreichen?
Generation X, Y und Z – eine sinnvolle Einteilung?
Der Einfachheit halber werden die verschiedenen Generationen in unterschiedliche Jahreszahlen unterteilt. Natürlich sollte dabei jedem bewusst sein, dass sich Generationen nicht nur an einem Geburtsdatum festmachen und sich die Verhaltensmuster nicht pauschal auf jeden Menschen anwenden lassen. Sie dienen lediglich der Orientierung. Ein System, das alle Kriterien und jeden Einzelnen berücksichtigt, kann es nicht geben.
Menschen, die im allgemeinen Sprachgebrauch der Generation X zugeordnet werden, (Jahrgänge von 1965 bis 1980, variiert je nach Quelle um ein paar Jahre) gelten als ehrgeizig, ambitioniert, materialistisch, aber auch skeptisch und zurückhaltend. Dies begründet sich vermutlich durch die gesellschaftlichen Umbrüche, die Mitte der 50er-Jahre in Deutschland zu spüren waren. Generation X ist z.B. die erste Generation seit langem, die ohne einen Krieg im eigenen Land aufgewachsen ist. Hinzu kamen das Wirtschaftswunder, die 68er-Bewegung und das Verlangen, mehr aus seinem Leben herauszuholen, als die eigenen Eltern es in Zeiten des Krieges konnten.
Generation Y (Jahrgänge von 1980 bis 2000, auch hier variieren die Angaben um ein paar Jahre) ist in vielem anders. Menschen, die in diesen Jahren geboren sind, haben eine Affinität zur Technik. Sie sind auch ich-bezogener und nicht mehr so stark mit dem Arbeitgeber verbunden. Die Verbindung zwischen Berufs- und Privatleben ist für diese Generation wichtiger. Allerdings werden sie auch als positiver, teamfähiger und idealistischer bezeichnet.
Generation Why? – Was ist ihnen wichtig, was hinterfragen sie?
Auch wenn sich die Generationen verändern, ziehen sich manche Werte unverändert durch die unterschiedlichen Generationen hindurch. Der Trend zeigt aber deutlich, dass sich gewisse Werte zunehmend durchsetzen.
Generation Y haben wir euch schon kurz vorgestellt. Menschen, die zu dieser Zeit geboren wurden, sind in einer globalisierten Welt aufgewachsen. Sie sind selbstbewusst und hinterfragen die gesellschaftlichen Konventionen, die sie von ihren Eltern kennen, wie zum Beispiel die starren Arbeitszeiten. Ihnen ist die Work-Life-Balance wichtig. Sie sehen es nicht ein, sich für ein Unternehmen lebenslang zu verpflichten und dort mehr Zeit, in unbequemer Kleidung, zu verbringen, als beispielsweise mit ihrer Familie. „Es muss doch auch anders gehen. Man lebt schließlich nur einmal!“.
Diesen Wandel haben die Unternehmen erst relativ spät erkannt und angefangen umzusetzen. Mittlerweile gibt es flexiblere Bürokonzepte, in denen die Mitarbeiter auch mit Laptop von unterwegs oder im Café Aufgaben erledigen können.
Vertreter der Generation Y werden oft als Digital Natives bezeichnet, da sie schon in jungen Jahren mit dem Internet und technischen Geräten aufgewachsen sind. Diese technischen Entwicklungen ermöglichten es ihnen, unabhängiger als ihre Vorgänger Generation zu sein. Auch wenn sich mittlerweile viele an die neuen Vorstellungen und Arbeitsweisen gewöhnt haben, wird der Generation oft vorgeworfen, dass sie fauler sei, als ihre Vorgänger.
Und jetzt rüstet sich die Generation Z für das Berufsleben. Wir stehen wieder einmal vor Veränderungen, die andererseits auch eine ganze Menge neuer Möglichkeiten mit sich bringen.
The next Generation: Z under the influence
Sie sind Mitte der 1990er und Anfang der 2000er Jahre geboren: Generation Z. Ein Leben ohne Internet, das kennen sie nicht. Sie sind neugierig auf die Welt, reisen gerne, googlen einfach, wenn sie etwas beantwortet haben möchten und unterscheiden sich in manchem stark von der Generation Y.
Die Weltwirtschaftskrise von 2007, die beginnende Eurokrise 2009, der Klimawandel oder die Flüchtlingskrise – Generation Z ist in einer Zeit der Krisen aufgewachsen. Dieser Umstand hat sie geprägt. Die Studie „Code to Teens“ von MScience und MediaCom aus dem Jahr 2018 zeigt deutlich, dass das Aufwachsen mit dem Internet und all den Krisen die Einschätzungen der Generation Z nachhaltig beeinflusst hat. Sie sehnen sich, laut Studienergebnissen, nämlich nach Stabilität und Ordnung.
Generation Z ist zudem stark durch die Digitalisierung geprägt. Klick um zu Tweeten Influencer, Youtube Tutorials, Insta Stories und Blogs gehören zu ihren täglichen Lektüren. Dies hat auch ihr Handeln beeinflusst. Freunde und Prominente haben einen hohen Einfluss auf die Entscheidungen der Anfang Zwanziger, wie die Aussage einer 17-Jährigen aus den USA verdeutlicht.
“I keep up with celebrities, influencers, and sometimes brands through Instagram.” Female, 17, US.
Während die Generation Y neuen Erfahrungen eher offen gegenübersteht und Veränderungen mag, sieht es bei der neuen Generation anders aus. Hier zeichnet sich ab, dass die jungen Menschen eher zurückhaltend agieren und lieber erst einmal beobachten und bewerten. Ganz nach dem Prinzip von Tutorials: Erst zu, dann abschauen und anschließend nachmachen. Auf diese Weise lässt sich das Verhalten von der Generation Z herunterbrechen. Sicherheit ist ihnen extrem wichtig, bevor sie aktiv werden.
Ein Effekt der neuen Medien auf die junge Gesellschaft? Zu diesen Erkenntnissen kam auch eine Studie von 2018. Die Generation Y probiert sich gerne aus, ist mutiger und auch bereit Risiken einzugehen. Die Generation Z hingegen sucht die Sicherheit und passt sich an. Neue Dinge werden nicht sofort ausprobiert, sondern erst geprüft und getestet, am liebsten vor Freunden und Familie.
Was ist ihnen wichtig?
Die Digitalisierung gehört zur Generation Z, wie die Butter auf das Brot. Sie sind überall erreichbar, ständig online und up to date. Die Social Media Nutzung ist in Fleisch und Blut übergegangen, sodass es ihnen gar nicht mehr auffällt, wenn sie am Smartphone sind. Intuitiv haben sie als Kinder bereits den Umgang mit Apple und Co. gelernt und beherrschen Snapchat, TikTok und Instagram im Schlaf. Sie sind es gewohnt, viele Informationen auf einmal aufzunehmen und führen Diskussionen.
Eine Abgrenzung zwischen realer und virtueller Welt gibt es nicht wirklich. Klick um zu TweetenBeide Welten verschwimmen miteinander. Inhalte werden geteilt, das Smartphone ist in jeder Sekunde griffbereit. Digitale Technik wird als selbstverständlich erachtet und dient irgendwie als Erweiterung der eigenen Person.

Foto Shooting im Sonnenblumen Feld – Ganz normaler Alltag in der Generation Z.
Daher gehört die Digitalisierung für sie auch zwingend in den Berufsalltag. Sie wünschen sich Flexibilität und Abwechslung in ihrem Job und arbeiten auch gerne im Home Office oder an unterschiedlichen Orten. Co Working Spaces oder Office Sharing sind beliebte Konzepte, die der Generation Z gefallen. Sie wollen sich frei entfalten und nicht leben, um zu arbeiten.
Forscher haben herausgefunden, dass Geld eher eine untergeordnete Rolle im Leben der jungen Erwachsenen spielt. Man spricht sogar teilweise von einem ausgeprägten Live-Balance-Verhalten.
Ein optimaler Mix aus Arbeitsleben und Freizeit ist gewünscht, da ist die Höhe des Gehalts oder der mit der Arbeitsstelle verbundene Status eher nebensächlich. Umfragen haben gezeigt, dass der Generation Z stattdessen andere Dinge wichtiger sind, wie zum Beispiel der Spaß am Beruf, ein gutes Arbeitsklima oder die eigene Selbstverwirklichung. Auch wenn es einige Überschneidungen mit den Eigenschaften der Generation Y gibt, zum Beispiel der Wunsch nach mehr Freiheit oder die Affinität zur Technik, differenziert sich die neue Generation auch, insbesondere durch die Vermischung von digitaler und realer Welt.
Ernsthafte Themen sind der neuen Generation ebenfalls sehr wichtig. Sie wurden durch Extreme, wie den aktuellen Klimawandel geprägt, und sind daher an lebensnahen Themen aus den Bereichen Umweltschutz, Politik und Gesellschaft interessiert. Sie sind selbstbewusst, da sie bereits als Kinder in den Familien bei Entscheidungen miteinbezogen wurden. Sie kennen ihre Möglichkeiten und ihren Wert und fordern dies selbstbewusst ein.
Festzuhalten ist, dass es der Generation Z vorrangig um Freizeit statt um Karriere geht. Klick um zu TweetenDie eigene Familie ist ihnen wichtiger, als ein fetter Firmenwagen im Carport des Reihenhauses. Sie haben von der vorherigen Generation gelernt, denen oft vieles versprochen und schließlich nicht umgesetzt wurde. Dadurch ist die Bindung an Unternehmen und das Interesse an Führungspositionen weiter gesunken.
Es ist allerdings spannend zu beobachten, dass sich die Vertreter der Generation Z auf der Welt verteilt, hinsichtlich ihrer Einstellungen und Haltungen ähnlicher sind, als die Generationen zuvor. Globalisierung und Digitalisierung sei Dank. So können sich Ansätze für die Arbeitsmärkte durchsetzen, die auch auf globaler Ebene funktionieren.

Generation Z ist globaler, sie werden von Influencern stark beeinflusst und haben höhere Ansprüche an ihren Job – Quelle: OC&C Strategy consultans
Wie sieht die Arbeitswelt von Morgen aus?
Zugehörige der Generation Z sind meist impulsiv, abenteuerlustig, offen, always online und haben das dringende Bedürfnis nach Entfaltung – der Arbeitsmarkt muss sich anpassen. Daher beschäftigen sich immer mehr Personal Recruiter damit, wie man die junge Generation ansprechen und für sich gewinnen kann. Bewerbung über WhatsApp, Video Interviews, digitale Events an Schulen und Universitäten oder Kampagnen über Snapchat sind bestimmt erst der Anfang.
In jüngster Zeit hat ein Hamburger Agenturchef angekündigt, keine Praktikanten der Generation Z mehr einzustellen, da diese, seiner Ansicht nach, zu hohe Ansprüche haben. Dafür hat es ordentlich Kritik gehagelt. Einige Vertreter der Gen Z haben direkt Stellung bezogen und ihrem Statement erklärt, dass es Arbeitgeber gibt, die sehr gut mit der neuen Generation zusammenarbeiten. Die McCann Worldgroup Germany sei solch ein Arbeitgeber, dem die Integration hervorragend gelingt. Die Angestellten machen Yoga in der Mittagspause, arbeiten dafür aber auch gerne mal länger.
Aber auch Konzepte, die sich mit einer Verkürzung der regulären Arbeitszeit beschäftigen, finden sich mittlerweile immer öfter in den Unternehmen wieder. So arbeiten Mitarbeiter in manchen Firmen nicht mehr 40 Stunden in einer Woche, sondern nur 25 oder 30 Stunden – und das bei gleicher Bezahlung. So bleibt den Beschäftigten mehr freie Zeit für andere Dinge. Dass solche Konzepte funktionieren und die anfallende Arbeit trotz der verkürzten Arbeitszeit zufriedenstellend erledigt wird, zeigen viele Beispiele, u.a. die Bielefelder Agentur Rheingans Digital Enabler.
Vorleben statt nur vorzugeben
Aber Obacht! Denn wie wir eben erfahren haben, ist die Gen Z auch sehr realistisch und weiß genau, dass vieles, was in Richtung Karriereversprechen geht, am Schluss nicht eingelöst wird. Also sollte sich jedes Unternehmen bemühen, dass ein tatsächliches Umdenken stattfindet und die Generation Z wirklich passend integriert wird.
New Work sollte inzwischen eigentlich jedem Arbeitgeber ein Begriff sein, um den Wunsch nach Flexibilität und einer gesunden Work-Life-Balance umsetzen zu können. Wem an dieser Stelle noch immer Fragezeichen im Gesicht geschrieben stehen, sollte sich dringend noch intensiver mit den neuen Werten der Generation Z beschäftigen. Vor allem dürfen flexiblere Arbeitsmodelle nicht mit Faulheit verwechselt werden.
Die Herausforderung wird sein, die Werte der zukünftigen Arbeitnehmergeneration tatsächlich zu leben und nicht nur vorzugeben. Klick um zu TweetenDa oft Generationsübergreifend gearbeitet wird, ist es auch die Weiterbildung der vorherigen Generationen ein wichtiger Punkt. Gerade in Bezug auf die technischen Fortschritte, Buzzwort KI, wird die Schulung von Mitarbeitern für einen reibungslosen Ablauf im Unternehmen immer wichtiger.
Quellen: Photos by Joel Muniz on Unsplash, DENIS MALERBI on Unsplash, Studie von OC&C Strategy consultans