Welche Arbeitsformen gibt es, welche Tipps und Tricks können helfen, damit man zeitlich und räumlich flexibel arbeiten kann und sich seine Arbeit selbst einteilt?
Die Arbeitswelt erfährt in den letzten Jahren einen enormen Wandel. New Work ist in aller Munde. Wie arbeiten wir in der Zukunft, welche Modelle werden sich durchsetzen? In dieser Reihe unterhalten wir uns mit unterschiedlichen Menschen, die in unterschiedlichsten Formen nach diesen Grundsätzen arbeiten. Was sind ihre Erfahrungen, was können wir uns von ihnen abschauen?
Vielen Dank, dass du dir für dieses Interview Zeit genommen hast. Magst du dich kurz vorstellen, was machst du beruflich?
Ja klar! Ich bin Anna und bei awork als Marketing Managerin beschäftigt. Ich arbeite hier – schon immer eigentlich – größtenteils aus dem Home Office oder von unterwegs. Da ich in meinem Job relativ unabhängig von Kernarbeitszeiten bin und im Grunde nur meinen Laptop und stabiles Internet benötige, ist das auch problemlos möglich.
Die Arbeitswelt erfährt seit einigen Jahren einen grundlegenden und strukturellen Wandel. New Work ist zur Zeit in aller Munde. Viele Unternehmen bieten ihren Angestellten u.a. an, öfter von zu Hause zu arbeiten. Was bedeutet New Work für dich?
New Work bedeutet für mich, dass wir Arbeit neu denken müssen. Die passendsten Mitarbeiter sitzen nicht zwangsläufig vor der eignen Haustür. Darüber hinaus wird die Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit bzw. Familie immer wichtiger. Selbstverwirklichung hat einen viel höheren Stellenwert für den eignen Job, als noch vor zehn Jahren. Wir leben in einem globalisierten und digitalen Zeitalter, unsere Arbeit hat sich an diese geränderten Umstände noch nicht überall angepasst. Aber warum eigentlich? Nie war es so einfach, orts- und zeitunabhängig zusammen zu arbeiten.
Der zweite Faktor von New Work ist für mich die Eigenverantwortung. Mitarbeiter müssen heute stärker denn je in der Lage sein sich selbst zu organisieren und mit Kollegen kollaborieren, die nicht mehr am selben Schreibtisch sitzen. Auch hier muss sich die Arbeitswelt anpassen und z.B. mit geeigneten Tools die passenden Rahmenbedingungen liefern.
Mitarbeiter müssen heute stärker denn je in der Lage sein sich selbst zu organisieren und mit Kollegen kollaborieren, die nicht mehr am selben Schreibtisch sitzen. Klick um zu Tweeten
Du bist bei awork fest angestellt. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Wie sieht z.B.ein typischer Montag aus? Magst du uns dies kurz beispielhaft erzählen?
Ich arbeite nicht ausschließlich von zuhause bzw. unterwegs. Im Schnitt bin ich zwei Tage die Woche im Büro. Je nachdem, ob ich im Büro oder Home Office bin, sieht mein Arbeitsalltag komplett anders aus. Im Office liegt der Fokus ganz klar auf Abstimmungen. Da ich nicht so oft vor Ort bin, finden an diesen Tagen verhältnismäßig viele Meetings statt. Vor Ort kann man viel besser gemeinsam kreativ werden, neue Projekte angehen oder längere Abstimmungsgespräche führen.
Im Home Office wiederum, habe ich die Ruhe mich komplexen Themen zu widmen. Ich wechsle hier zwischen intensiven Arbeitsphasen und Pausen. Und auch mein Arbeitsort ist immer mal wieder ein anderer. Ich sitz gern in unserem Büro, aber auch mal am Esstisch, auf dem Sofa oder in Jogginghose im Bett 😉 Zwischendrin liebe ich es auch, im Café zu arbeiten oder im Sommer direkt an der Weser.
Es ist natürlich ein großer Vorteil, dass ich mir im Home Office die Zeit selbst einteilen und von niemandem abhängig bin. Mal eben einkaufen gehen, zwischendurch zum Sport fahren und Wäsche waschen? Kein Problem! Die Fülle an Aufgaben bleibt aber die gleiche. Die Deadlines und das Arbeitspensum verändern sich ja nicht dadurch, dass ich woanders bin. Die Arbeit strukturiert sich nur anders. Und man selbst muss sich natürlich auch viel besser strukturieren.
Hast du dir immer schon gewünscht, zeitlich und räumlich flexibel arbeiten zu können und dir deine Arbeit selbst einzuteilen? Oder würdest du auch gerne in einem klassischen 9 to 5 Job im Büro arbeiten?
Für mich ist es ein absoluter Luxus so flexibel zu arbeiten. Gewünscht habe ich mir das nie konkret, das hat sich eher so ergeben. Im Vergleich zu meinen Freunden, gelingt es mir viel besser, Arbeit und Privates unter einen Hut zu bringen. Vor einem Jahr habe ich z.B. meinen Freund in New York besucht, da er beruflich für einen längeren Zeitraum dort war. Für zwei Monate habe ich einfach von dort gearbeitet. Letztes Jahr habe ich ihn dann nach Mailand begleitet. In fremden Städten arbeite ich meist aus Co Working Spaces oder gemütlichen Cafés – ein Traum!
Ich glaube aber auch, dass so eine Arbeitsform nicht für jeden geeignet ist. Ich habe zwar ein eigenes Büro in unserer Wohnung, eine richtige Trennung zwischen Job und Freizeit gibt es aber gar nicht. Und wie bereits erwähnt, muss man dazu bereit sein, sich selbst stärker zu strukturieren. Ich bin mir sicher, das will gar nicht jeder. Mit den geeigneten Tools und da mir mein Job sehr viel Spaß macht, ist das für mich jedoch kein Problem.
Hast du dich á la Prof. Dr. Frithjof Bergmann gefragt, was du wirklich, wirklich machen willst oder wie bist du zu deinem jetzigen Arbeitsmodell gekommen? Was hat dich dazu bewegt?
Bei mir hat sich das so ergeben, da ich zunächst freiberuflich für awork gearbeitet habe. Außerdem wohne ich in Bremen während das Office von awork in Hamburg ist. Mit meiner Festanstellung haben wir das Modell dann einfach übernommen. Wir wussten zu dem Zeitpunkt ja schon, dass dieses Modell für uns gut funktioniert und sich beide Seiten aufeinander verlassen können. Als komplett neuer Mitarbeiter, der in ein Unternehmen kommt, könnte ich mir nicht vorstellen direkt so flexibel zu arbeiten. Dazu muss man sich erstmal gegenseitig kennenlernen und das geht nun mal am besten vor Ort. Langfristig könnte ich mir aber nicht mehr vorstellen in einen traditionellen Bürojob mit unflexiblen Arbeitszeiten zurückzukehren.
Gibt es aus Deiner Sicht nur Vorteile der neuen Arbeitsbewegung?
Unsere Arbeitswelt muss sich an die veränderten Bedingungen der Gesellschaft und der Umwelt anpassen, das steht fest. Sofern dies geschieht, hat das natürlich nur Vorteile für beide Seiten – den Arbeitgeber und die Mitarbeiter.
Statt Vorteilen und Nachteilen sehe ich insgesamt eher Herausforderungen. Ich glaube, den meisten fällt es schwer, überhaupt zu begreifen, was geändert werden müsste. Mit der Möglichkeit hin und wieder mal im Home Office zu arbeiten, ist es nicht getan. Wir haben heutzutage unglaublich viele Freiheiten und Möglichkeiten unsere Arbeit zu gestalten. Jetzt müssen wir nur noch lernen damit umzugehen. Dazu gehört für die Mitarbeiter, dass sie stärkere Eigenverantwortung übernehmen und ihre Arbeitsbedingungen aktiv mitgestalten. Für den Arbeitgeber wird es zunehmend wichtiger Verantwortung an Mitarbeiter abzugeben und sie dahingehend zu unterstützen, dass sie dieser Aufgabe – persönlich und strukturell – gerecht werden können.
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Durch den Wandel der Arbeitswelt kannst du dir deine Arbeitszeiten flexibel einteilen. Arbeitest du lieber super früh oder spät?
Früh am Morgen kann ich mich am besten den schwierigen Aufgaben widmen. Um diese Zeit ist meine Konzentration am höchsten und ich wende mich meist den Aufgaben zu auf die ich am wenigsten Lust habe – ganz nach der Eat the Frog-Methode. Am Nachmittag, so um 15 Uhr, habe ich meist ein richtiges Konzentrationsloch – für mich der perfekte Zeitpunkt etwas ganz Anderes zu machen, als vor dem PC zu sitzen. Ansonsten ist es mir eigentlich egal, wann ich arbeite. Ich kann mich auch ohne Probleme nochmal um 20 Uhr an den Schreibtisch setzen. Dann am liebsten mit einem Glas Wein 😀
Ich stelle mir das manchmal ganz schön schwer vor, sich tagtäglich zu motivieren, wenn man zu Hause ist und eigentlich auch Netflix gucken könnte. In Hinblick auf Effizienz und Motivation, hast du in deiner Arbeitsweise gewisse Rituale entwickelt?
Wenn ich morgens meinen Kaffee trinke, werfe ich einen Blick auf alle wichtigen To Dos und lege fest, was ich unbedingt schaffen möchte bzw. muss. Sich direkt morgens einen Überblick zu verschaffen und den Tag zu strukturieren, hilft auf jeden Fall, Motivation – oder auch den nötigen Druck – aufzubauen. Am Ende des Tages hat man so auch das Gefühl, erfolgreich gewesen zu sein. Wenn man alles geschafft hat, was man sich für den Tag vorgenommen hat, kann der Laptop zufrieden zugeklappt werden.
Natürlich könnte man auch Netflix gucken oder lange im Bett liegen bleiben. Die Aufgaben müssen aber trotzdem erledigt werden. Das meine ich damit, wenn ich sage, die Struktur ändert sich. Wenn man sich nicht selbst motivieren und strukturieren kann, sitzt man irgendwann total gestresst vor dem Laptop und muss die Arbeit von zwei Tagen an einem erledigen und hat dann an dieser Stelle weniger Freizeit…
Sich direkt morgens einen Überblick zu verschaffen und den Tag zu strukturieren, hilft auf jeden Fall, Motivation - oder auch den nötigen Druck – aufzubauen. Klick um zu Tweeten
Wir haben in vielen Bereichen mittlerweile neue Ansprüche an unsere Arbeit entwickelt. In welchen Bereichen macht New Work aus deiner Sicht definitiv Sinn?
Immer dann, wenn es das Umfeld zulässt, würde ich sagen. New Work, egal in welcher Form, funktioniert nur dann, wenn Unternehmen und Mitarbeiter das Konzept gleichermaßen tragen. Ich kann z.B. nur dann im Home Office arbeiten, wenn mein Arbeitgeber mir zutraut und auch die Verantwortung überlässt, mich selbst zu organisieren. Umgekehrt muss ich aber auch dazu in der Lage sein. Wenn ich merke, dass ich bei einem Projekt nicht vorankomme oder zu lange brauche, um ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen, muss ich selbstständig gegensteuern. Dafür muss ich meinen Projektfortschritt selbstständig im Blick behalten und realistisch einschätzen können – anders geht es nicht. Stimmen die Rahmenbedingungen, kann ich mir vorstellen, dass sich das Konzept auf viele Bereiche ausbreiten lässt.
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Was ist notwendig, damit New Work überhaupt funktioniert? Welche Programme / Tools können helfen, welche Tools nutzt du?
Zwei zentrale Dinge müssen unbedingt vorhanden sein: Ein Tool zur Kommunikation mit dem Team und ein Programm, um die Zusammenarbeit zu organisieren. Zur Teamkommunikation nutzen wir Slack. Dank Slack bekomm ich fast alles mit, was im Büro passiert, selbst wenn ich nicht da bin. Zudem nutzen wir natürlich awork als Workmanagement Tool. awork ist super übersichtlich. Ich weiß jederzeit, welche To Dos als nächstes bearbeitet werden müssen oder bei welcher Aufgabe mein Feedback gefragt ist.
Wie klappt das mit deinen Kollegen? Haben die sich daran gewöhnt, dass du an manchen Tagen im Büro bist und an anderen Tagen im Home Office? Und welche Tools benutzt ihr, damit die Kommunikation immer gut klappt?
Inzwischen haben sich alle daran gewöhnt, würde ich sagen. Die Abstimmungen und die Zusammenarbeit im Team sind dabei das geringste Problem – mit Slack und awork klappt das super. Zwischendurch wird telefoniert, wenn es mal mehr zu besprechen gibt. Die größere Herausforderung ist die soziale Komponente. Es ist natürlich viel schwieriger eine Bindung zum Team aufzubauen, wenn man so selten im Büro ist. Deshalb ist es umso wichtiger, dass ich an Teamevents und an unseren All Hands Terminen aktiv teilnehme. Ich mag unser Team sehr gerne und bin immer super motiviert, wenn ich einen Tag im Büro war. Auch das ist ein Grund, weshalb ich im Schnitt zwei Tage die Woche im awork Office bin.